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Digitale Therapiemats ohne programmieren?

Weil Digitalisierung cool ist, wird es Zeit, sich über digitales und interaktives Therapiematerial Gedanken zu machen. Klar gibt es Apps für iPads und Co, mit denen Patientinnen und Patienten Eigenübungen durchführen können. Allerdings gehören wir Logopädinnen und Logopäden ja zu einer kreativen Spezies und lieben es, individuelle Therapiemats auf unsere Patientinnen und Patienten maßzuschneidern.

Der Vorteil digitaler Therapiemats wäre zum Beispiel, dass Patientinnen und Patienten mit bestimmten Störungsbildern auch teletherapeutisch (eigentlich muss man sagen: telemedizinisch) betreut werden können.

In der digitalen Variante liegt dann das Therapiematerial in Form von Bildkarten, Wortlisten oder Arbeitsblättern dann nicht als Papier vor den Patientinnen und Patienten, sondern erscheint auf einem Bildschirm. Das kann ein Computer sein, ein Androidgerät oder ein iPad. Wichtig ist dabei, dass die Bildschirme nicht zu klein sind und auf Berührung reagieren sollten, also Touchgeräte sind.

Dann können die Patientinnen und Patienten die Bildkarten betrachten, Wortlisten sortieren oder vorlesen, Lückenwörter auffüllen, Sätze ergänzen und all die anderen Dinge durchführen, die sonst auch zur Bearbeitung eines Arbeitsblattes gehören. Aber ist das so einfach – kann man leicht interaktives Therapiematerial erstellen ohne programmieren zu können?

Sehr leichter, aber nicht interaktiver Weg

Für vorhandene digitale Arbeitsblätter als PDF braucht es keine besondere Technik und Vorbereitung. iPads oder vergleichbare Geräte sind immer häufiger vorhanden und Apps mit denen sich PDF-Dateien anzeigen lassen gehören auf den Tabletts zur Standardausstattung.

Ein einfacher Weg könnte also sein: Du findest auf madoo.net Therapiematerial und schickst es per Link oder per Mail an deinen Patienten. Der öffnet die PDF-Datei in zum Beispiel Notability und beginnt mit dem Ausfüllen. Das Übertragen von Downloads oder Mail-Anhängen geht leicht über das Teilen-Menü.

Anschließend lässt sich das Arbeitsblatt mit einem Apple Pencil oder einem anderen Stylus – im Notfall sogar mit dem Finger – bearbeiten und ausfüllen. Das bearbeitete Arbeitsblatt kann dann über das Teilen-Menü in Notability per Mail an dich zurückgeschickt werden.

Aber interaktiv – geht das auch?

Es ist also eigentlich einfach, PDF-Dateien als Praxis zu verschicken und als Patientin oder Patient diese zuhause zu bearbeiten.

Besser wäre es natürlich, wenn die Therapiemats ein bisschen interaktiv wären. Wenn sie also eine Rückmeldung zur Bearbeitung geben könnten. Eine rote Markierung bei einem Fehler zum Beispiel oder einen Daumen hoch für eine korrekte Auswahl.

Ein ganz kleines bisschen interaktiv sind solche PDF-Dateien als digitales Therapiematerial dann schon, wenn sie die Möglichkeit bieten, Texte oder Wörter oder Buchstaben direkt in ein Feld einzutragen. Bei PDF-Dateien sind das sogenannte Formulare. Diese lassen sich mit OpenOffice einigermaßen leicht erstellen. Dazu wählt man beim Starten von OpenOffice nicht „Neues Dokument“ sonder „XML-Formulardokument“. Bearbeitet wird das Dokument ganz normal wie jedes andere Textdokument. Aber: eine zusätzliche Palette bietet verschiedene Felder die eingefügt werden können.

Fügt man beispielsweise ein Textfeld ein, kann das in der fertigen PDF-Datei ausgefüllt werden – mit der Tastatur. Aber solche Formulare sind letztlich auch nur PDF-Dateien.

Wer mehr als nur einfachste Felder verwenden möchte – gerade wenn es um die Gestaltung eines Arbeitsblattes geht – der kommt mit OpenOffice nicht weit. In diesem Fall ist die Anschaffung von Adobe Acrobat erforderlich. Ein sehr mächtiges Programm das weniger einer Textverarbeitung ähnelt als einem echten Satzprogramm. Eine gewisse Einarbeitungszeit ist hier erforderlich. Adobe Acrobat gibt es ab rund 20 EUR pro Monat in der Adobe Suite CC.

Ich will aber nicht programmieren!

PDF-Dateien sind also sehr digital aber nur sehr sehr begrenzt interaktiv. iBooksAuthor-ebooks sind digital und maximal interaktiv, aber leider nur für iPads verfügbar und das Programm zum erstellen ist nicht mehr verfügbar. Müssen wir also doch anfangen eigene Apps zu programmieren?

Ein Kompromiss könnte Keynote sein. Eine Art PowerPoint für den Mac und das iPad.

Präsentationsapp für die Gestaltung

Das Grundkonzept sind Präsentation auf dem iPad, die beim Patienten abgespielt werden. Der Clou: Ist in den Einstellungen einer Präsentation festgelegt, dass sie nicht „normal“ sonder „nur Links“ läuft, werden neue Folien nur durch interaktive Elemente in der Präsentation die als Link markiert sind angezeigt.

Diese Links funktionieren auch in PowerPoint. Hier muss man den „Übergang“ zur nächsten Folie so einstellen, dass Mausklicks deaktiviert sind. Das Funktioniert aktuell nur in der Desktop-Variante von PowerPoint. Aber die Einstellung wird auf Tablets respektiert.

Damit unsere Präsentationen interaktiv werden, braucht es also am besten Keynote am Mac oder auf dem iPad! Wenn das wirklich keine Option ist, geht auch PowerPoint.

In den WebApps hier auf TherapieAPPs.info findest du Beispiele für diese Präsentationen.

Wie eine solche Präsentation aufgebaut ist, kannst du in den Beispielen auf madoo.net nachschauen. Im Shops kannst du viele dieser digitalen und interaktive Therapiemats kaufen – für dein iPad und mache für PowerPoint. Viel Einarbeitung ist nicht erforderlich. Wer sich ein kleines bisschen mit Präsentationssoftware auskennt – zum Beispiel durch das Studium – wird hier schnell Erfolge haben. Noch leichter und spannender geht es aber in einem Online-Kurs, den ich auf www.logo-wissen.de anbiete: Interaktives Therapiematerial selbst erstellen.

Fazit

Es gibt also Möglichkeiten, Therapiemats auch digital anzubieten auch ohne zu programmieren. Aber damit sie wirklich interaktiv sind, stehen aber nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung.

Mit iBooksAuthor zu arbeiten wird nicht jedem gefallen, Adobe Acrobat ist sehr mächtig aber auch sehr teuer, Keynote ist kostenlos und praktisch, aber die Möglichkeiten sind auf Auswahlaufgaben beschränkt.

Am Ende werden wir also wieder alle basteln.
Bleibt gesund!

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Alexander Fillbrandt

Logopäde & Nerd

Auch wenn meine Schwerpunkte als Logopäde auf der Dysphagie liegen, sind mir die anderen Störungsbilder nicht fremd. Vor allem aber kümmere ich mich um die Digitalisierung der Logopädie und liebe selbst erstelltes Therapiematerial.

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